Reisebericht


Einen Urlaub auf Malta mit dem E-Rollstuhl hätte ich mir schwieriger vorgestellt: Steile Straßen, kaum Bordsteinabsenkungen, keine Transportmittel, die für Behinderte geeignet sind. Aber wie man sieht, ich war da, und es ging alles erstaunlich gut, sogar mit Taxi und Bus.

Dies ist jedoch keine Ermunterung, die beschriebenen Rollstuhlfahrten nachzumachen. Ich hafte nicht bei Unfällen oder für überholte oder möglicherweise unrichtige Angaben.


Etwas schwierig erwies es sich zunächst einmal, den "Renner" überhaupt mit dem Flugzeug auf die Insel zu bekommen, weil der Beamte an der Gepäckaufgabe für sperrige Gegenstände sich bei einem Testbesuch ebenfalls als etwas sperrig erwies.

Zur Ehrenrettung der Bundespolizei sei gesagt, dass ein anderer Beamter, den wir bei einem zweiten Besuch vor uns hatten, sich als wesentlich hilfsbereiter erwies.

Auf jeden Fall sollte man ein paar Dinge berücksichtigen.

1. Einige Wochen vor Reiseantritt am Flughafen vorbeischauen und sich nach den Modalitäten des Transports erkundigen.

2. Rechtzeitig sicherstellen, dass Gel-Batterien in den Rollstuhl eingebaut sind.

3. Herausfinden, wo die Hauptsicherung des Rollstuhls sitzt und wie sie sich herausziehen lässt. Der Rollstuhl muss während des Fluges stromlos sein. Er darf sich nicht anschalten lassen. Sonst läuft man Gefahr, dass sie den Rollstuhl auseinandernehmen, um die Batterien abzuklemmen. Oder schlimmstenfalls muss man es selber machen (und das in Zeitnot oder in der Aufregung vor der Reise).

4. Die Pole der Batterien müssen abgedeckt sein. Bei mir sind sie unter batterieeigenen Klappen verborgen. Wenn nicht, tut es auch Klebeband.

5. Es kann nichts schaden, ein Gutachten vom Tüv oder der Dekra dabeizuhaben, das bescheinigt, dass der Rollstuhl (Fahrgestellnummer!) eine Gelbatterie hat und mit herausgezogener Sicherung stromlos ist.

ACHTUNG: Sicherung sorgfältig wegstecken und merken, wo man sie hingesteckt hat!

Ich sollte nicht vergessen, dass ich vor dem Flug mit Air Malta einen Fragebogen zu meiner Gesundheit/Krankheit und zu meinen Fähigkeiten ausfüllen musste.

Der Rollstuhl durfte nicht mit in die Flugzeugkabine. Er musste im Gepäckraum mitreisen.




Beim Umsteigen in Frankfurt wurde ich mit einem Hubwagen (Bild) aus dem Flugzeug geholt, da wir auf einer Vorfeldposition zum Stehen kamen. Allerdings kam der Wagen nicht, um mich zum Weiterflug ins nächste Flugzeug zu bringen. Stattdessen wurde ich auf einen extrem schmalen Spezialrollstuhl gesetzt, der durch den Gang des Fliegers passte, und in die Maschine getragen. Der Hubwagen hat eine zimmergroße Kabine, die er so hochfahren kann, dass sein Boden auf einer Höhe mit der Eingangstür des Flugzeugs ist. In Malta hatten sie auch ein so tolles Gerät. Es war sowohl beim Hin- als auch beim Rückflug zur Stelle.


Bei der Suche nach einem behindertengerechten Hotel hatten wir uns auf Valletta festgelegt, weil wir nicht wussten, wie es um die Verkehrsmittel auf der Insel bestellt war und wir lieber dicht an der Altstadt von Valletta sein wollten. Als ganz und gar behindertengerecht erwies sich das Grand Hotel Excelsior. Es hatte drei behindertengerechte Zimmer, die nach Auskunft der Rezeption alle gleiche Abmessungen und gleiche Ausstattung haben.

Die Betten sind rund 60 Zentimeter hoch. In meinem Zimmer gab es zwei Stück davon. Sie stehen weit genug auseinander, dass man auch mit dem Rollstuhl dazwischen kommt.







































Leider ist mir das Bild etwas verwackelt. Aber man kann den Zwischenraum wohl doch noch erkennen.


Die Tür zum Bad ist 90 Zentimeter breit, sodass man gut mit dem Rollstuhl hineinkommt. Die Toilette ist 38 Zentimeter hoch und hat einen zehn Zentimeter hohen Sitz. Der war mir allerdings etwas zu niedrig, sodass ich meinen eigenen Aufsitz benutzt habe.


Der Aufsitz des Hotels ist hinter meinem eigenen hochgeklappt.



Das Waschbecken ist 77 Zentimeter hoch. Das ist zum davor Stehen zwar etwas niedrig, aber als ich im Rollstuhl davor saß, war es genau richtig.


Die Dusche hat keine gemauerte Umrandung. So kann man den Platz auch zum Wenden mit dem Rollstuhl mitbenutzen. Es gibt große Haltegriffe und einen 45 cm hohen und 45 cm breiten Duschsitz. Bitte betrachten Sie dieses Bild als Dokument ohne fotografischen Wert.


Vielleicht sollte man an der Rezeption sagen, dass das Housekeeping die Möbel so stehen lässt, wie man sie sich hingeschoben hat, weil die dienstbaren Geister, die auch nachmittags noch einmal kommen, sonst den Originalzustand des Zimmers wieder herstellen. Diesen Hocker habe ich jeden Tag neben mein Bett geschoben, um ihn als zusätzlichen Nachttisch zu benutzen. Am Abend fand ich ihn aber immer wieder schön säuberlich vor dem Sessel vor, zu dem er gehört.

Überall im Hotel gibt es Rampen. Eventuell könnte es schwierig werden, die Knöpfe an den Aufzügen zu erreichen. Ein Stock wäre da hilfreich. Etwas eng ist die Tür hinaus zum Pool. Mit meinem 70 cm breiten Smart kam ich gerade so hindurch. Wie drinnen gibt es auch draußen Rampen, um auf die verschiedenen Ebenen zu kommen.



Die kürzere aber steilere Straße vom Hotel zur Hauptstraße

Schwerwiegendster Nachteil des Hotels: Es ist nur über Straßen mit Steigung, bzw. Gefälle zu erreichen und zu verlassen. Der kürzeste Weg vom Eingang hinauf zur Hauptstraße ist etwa 150 Meter lang und hat eine Steigung von schätzungsweise 12 Prozent. Den genauen Wert konnte mir im Hotel niemand sagen. Ich hatte mit meinem Meyra Smart (10 Km/h) keine Schwierigkeiten. Aber sicher lohnt es sich, mal in der Bedienungsanleitung nachzusehen, für was der Rollstuhl zugelassen ist. Wenn jemand herausbekommt, wie der genaue Wert der Steigung der Straße ist, bitte ich um Nachricht.


Aus diesem Blickwinkel wird die Steigung vielleicht etwas deutlicher.


Ein nicht so steiler Weg (Foto) führt vom Ausgang des Ballrooms hinauf nach Valletta. Den müsste eigentlich jeder E-Rollstuhl schaffen. Er ist mit knapp 400 Metern allerdings etwas länger. Es gibt auf Malta übrigens auch Firmen, die Elektrorollstühle verleihen.

Die Situation mit den berüchtigten hohen Bordsteinen hätte ich mir schlimmer vorgestellt. Vom Hotel bis zur Republic Street kam ich ohne Probleme. Der größte Teil der Republic Street ist ohnehin Fußgängerzone, wo man auf der Straße fahren kann. Im letzten Teil muss man sich die Fahrbahn mit (nicht allzu vielen) Autos teilen. Das ging aber auch ganz gut, wenn man scharf links fuhr. Die Bürgersteige waren hier ohnehin nicht zu benutzen, weil sie wegen der starken Steigung, bzw. des Gefälles Treppenstufen hatten.


Auf Malta gibt es ein Unternehmen das englische Taxis hat, in die man über eine Rampe seitlich mit dem Rollstuhl hineinfahren kann. Die Firma heißt Dial-a-Cab. Die Nummer lautet 00356 23456789 oder +356 23456789.

Für eine Hinfahrt nach Mdina haben wir 17 Euro bezahlt. Weil ich den Sitz meines Rollstuhls sehr hoch eingestellt habe, hing ich mit dem Kopf allerdings ziemlich nah unter dem Dach und konnte deshalb nur die Fahrbahn vor, hinter oder neben uns sehen, aber nicht die Häuser oder Landschaft.


 Bei der Fahrt durch die Seitentür hieß es "Kopf einziehen".


Wegen meiner hohen Sitzposition konnte ich nicht viel von der Umgebung sehen.


In weiser Voraussicht hatte der Taxifahrer eine zusätzliche Rampe mitgenommen, denn an der kleinen Halteinsel in Mdina, an der er uns absetzte, gab es keinen abgesenkten Bordstein.



Dieses Bild habe ich aus einem Videofilm vom Monitor abfotografiert. Ort war eine Bushaltestelle mit Bürgersteig. Man kann sich vorstellen, dass die Ein- oder Ausfahrt eine ganz schön steile Sache wird, wenn die Rampe direkt auf die Straße hinunterreicht. Einen Videofilm gibt's hier.

Zum Glück hat Malta seine alten Busse ausgemustert. Ich habe keinen der neuen türkisfarbenen Arriva-Busse gesehen, an dem nicht ein Rollstuhlsymbol prangte. Die normalen Busse haben Rampen, die von Hand ausgeklappt werden müssen. Das funkioniert eigentlich ganz gut. Es gibt aber auch Gelenkbusse, die eine motorgetriebene Rampe haben. Bei zwei Fahrten, die wir mit solchen Bussen unternommen haben, waren sie jedoch in beiden Fällen kaputt. Bei der Abfahrt vom zentralen Omnibusbahnhof in Valletta musste jemand mit einer tragbaren Rampe kommen. Die konnten wir auch zum Wiederaussteigen im Bus behalten. Der Fahrer musste sie aber dann wieder mit zurück nehmen.

Bei der Rückfahrt hatten wir einen anderen Gelenkbus, bei dem aber ebenfalls die automatische Rampe defekt war. Der Busfahrer fuhr mit der Vordertür ganz nahe an den Bürgersteig, sodass ich ins Fahrzeug hineinfahren konnte. Aber ich kam nicht durch den Gang zwischen den Sitzreihen hindurch zu dem für Rollstuhlfahrer vorgesehenen Platz. Doch mitten im Gang vor den ersten Sitzen wollte mich der Fahrer aus Sicherheitsgründen nicht stehen lassen.

Ich musste wieder hinaus, dann haben mich drei, vier Männer durch die Tür mit der kaputten Rampe hineingetragen. Ich muss nicht betonen, dass mir dabei nicht wohl zumute war, weil sie an den Beinstützen und den Armlehnen anfassten, die sich leicht lösen können.

Aber der Fahrpreis war toll. Bei einer Tour haben wir für ein Tagesticket für zwei Personen nur 2,60 Euro bezahlt. Bei einer zweiten waren es pro Person 2,60 Euro.



Um hinab zur Waterfront (Foto) mit ihren zahlreichen Lokalen zu kommen, müsste man eigentlich lange Wege über Serpentinen in Kauf nehmen. Es gibt aber eine Abkürzung. Gegenüber dem Hotel Phoenicia gibt es eine 6-geschossige Tiefgarage mit einem Lift. Unten in der Tiefgarage führt dann ein Tunnel mit einer markierten Spur für Fußgänger hinüber zur Waterfront. Der Lift hat bis 21 Uhr geöffnet, wird sonntags aber schon um 14 Uhr geschlossen. Weil wir an einem Sonntag da waren, bin ich dann über die Parkhausrampen sechs Stockwerke in die Tiefe gefahren - in dem menschenleeren Gebäude ein etwas unheimliches Erlebnis.


Wenn man aus dem Tunnel herauskommt, muss man noch ein Stück nach rechts fahren, um zur Waterfront zu kommen. Am besten man wechselt am Fußgänger-Überweg auf die andere Straßenseite, weil es an dem Zebrastreifen verschiedenhohe Bordsteinabsenkungen gibt.


An der Waterfront, die wie ein Keil beginnt, führt gleich ein Weg nach rechts hinab, der zu Behinderten-Toiletten führt. Vielleicht lag es nur an der defekten Spülung, aber ich hätte mir ein Desinfektionstuch gewünscht, wenn ich mich dort hätte hinsetzen müssen. Etwas weiter die Waterfront hinauf gibt es noch ein Behinderten-WC, das ich aber nicht in Augenschein genommen habe.


Ganz in den Nähe der Republic Street gibt es auch ein Behinderten-Klo (Bild). Wenn man vom Stadttor herkommt, wo gerade emsig gebaut wird, muss man vom Stadttor aus gesehen an der Kreuzung vor dem Grand Masters Palace nach links abbiegen. An der nächsten Kreuzung (wieder links) befindet sich dieses nicht ganz so stille weil gut besuchte Örtchen. Es schließt abends um 19.30 Uhr.

Karte zur Behindertentoilete


Wegen der Baustelle am Stadttor hatten wir uns gesorgt, ob ich da mit meinem Renner überhaupt durchkomme. Aber so sah die Situation im Mai 2012 aus- kein Problem.

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